Meine eigene Gesundheitsgeschichte

Endlich Ruhe im Bauch - Histaminintoleranz (HIT) bei HPU



26 Januar, 2021

Mein Durchbruch auf dem jahrelangen Weg zu meiner eigenen Gesundheitsreise



Es ist mir eine absolute Herzensangelegenheit, die immer noch häufig nicht erkannte HPU anhand meiner eigenen Gesundheitsreise bekannter zu machen und aufzuklären, damit sie gegebenenfalls schneller diagnostiziert wird! HPU steht für Hämo-Pyrrollaktam-Urie und bezeichnet eine genetisch bedingte Stoffwechsel-Störung mit Fehlfunktion des Häm- Stoffwechsels (Häm = der rote Blutfarbstoff).

Die Symptome der HPU sind extrem vielfältig und unspezifisch. Häufigste Anzeichen sind körperliche und seelische Erschöpfung. Oft kommen Magen-Darm-Beschwerden, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder psychische Erkrankungen hinzu. Meine Liste lässt sich weiter fortführen mit zum Beispiel Licht-, Geruchs- und Lärmempfindlichkeit, Hochsensibilität, Allergien, Infektanfälligkeit, Muskelschmerzen, regelmäßige Krämpfe, PMS oder abnormale Reaktionen auf Medikamente. Alle Symptome und gesundheitlichen Probleme haben ihren Ursprung aus einem Nährstoffmangel heraus und verschlechtern sich bei Stress. Die HPU ist mittels Urin-Test leicht zu diagnostizieren und durch die tägliche Einnahme von aktiviertem Vitamin B6, Zink und Mangan unkompliziert zu behandeln. Erst wird der Körper, dann die Psyche behandelt und stabilisiert. Auch unsere Ernährung sowie regelmäßige Reinigungskuren können viel bewirken um die körpereigene Entgiftungsarbeit zu unterstützen. Durch das geniale Selbsthilfetool der Mentalfeldtherapie (MFT) können energetische Blockaden wie negative Gedanken und Gefühle gelöst werden. Denn negative Gedankenspiralen erzeugen immer Stress.

Im Folgenden möchte ich euch gerne detaillierter davon berichten, welche viele unterschiedliche Wege ich gegangen bin, um mein persönliches Leiden richtig diagnostiziert und therapiert zu bekommen.

Oktober 2010 – An dem Tag, an dem meine Mama in Folge eines Schlaganfalls völlig überraschend starb, stirbt auch ein kleiner Teil von mir. Ich habe 6 Wochen zuvor mein zweites Kind geboren, doch die eigene Mutter mit nur 56 Jahren zu verlieren, traumatisiert und parallelisiert mich. Dass das größte Glück und unendliches Schicksal und Leid so dicht beieinander liegen können, löst in mir einiges aus. Verlustangst auf der seelischen Seite und Schmerzen in den Beinen, die mich beinahe nicht mehr laufen lassen. In kurzer Zeit folgen zwei weitere Todesfälle innerhalb der Familie und aus der Verlustangst werden Panikattacken.
Februar 2014 – Nichts geht mehr. Die Angst vor der Angst. Regelmäßige Synkopen, Klinikaufenthalt, Medikamente, Therapiegespräche, Heilpraktikerbesuche… richtig helfen konnte mir nichts und niemand. Als Ehefrau und Zweifachmama war die einzige Stellschraube, die ich verändern konnte meine Arbeit. Nach 16 Jahren kündigte ich meinen tollen Job als Diplombetriebswirtin bei einem Weltkonzern. Ich komme ursprünglich aus einer Arztfamilie bei der es ständig um Krankheiten ging. Es war Zeit, sich endlich um das Thema Gesundheit zu kümmern! Zudem weihte ich mein komplettes Umfeld in mein bis dato diagnostiziertes Krankheitsbild ein: Burnout mit generalisierter Angststörung und Hochsensibilität.
Im Sommer 2014 begann mein Körper an anderen Stellen zu rebellieren und schrie quasi noch lauter zu meinem Inneren! Ich musste ungefähr 300 Mal am Tag schmerzhaft aufstoßen, hatte aber weder einen Magen- noch Darminfekt. Eine Magenspiegelung zeigte eine akute Refluxösophagitis und eine Magenschleimhautentzündung. Statt mein Leben lang Tabletten einnehmen zu müssen, entschied ich mich, der Sache selbst auf den Grund zu gehen und begann mein Fernstudium zur ganzheitlichen Ernährungs- und Gesundheitsberaterin an der Akademie der Naturheilkunde. Heilerde und die holistische Betrachtungsweise brachten mir enorm viel, doch richtig gut ging es mir nie so richtig. Es traten vermehrt Rücken- und Muskelschmerzen auf sowie schnelle körperliche und psychische Erschöpfung.
Zwei Jahre später traf ich glücklicherweise auf eine Heilpraktikerin, die selbst HPU hat und aufgrund meiner Symptomatik auch bei mir auf HPU tippte. Nach kurzer Zeit griff die Therapie durch die entsprechenden Nahrungsergänzungen und es ging mir bereits nach wenigen Tagen wesentlich besser. Luft nach oben war natürlich reichlich, insbesondere was meine unerklärlichen Magenschmerzen anging.
Nach erfolgreichem Abschluss meiner Prüfung eröffnete ich 2016 meine eigene Praxis und erfüllte mir damit einen großen Traum. Ich konnte meinen Klienten helfen, doch leider nicht mir selbst. Also rannte ich wieder zu Heilpraktiker, Arzt, Physiotherapeut und wieder von vorne, aber nichts und niemand konnte mir helfen.
2018 kamen nach einer heftigen Magengrippe die fast vergessenen Panikattacken wieder. Dieses Mal stärker und öfter als je zuvor. Ich wollte nicht mehr alleine Autofahren und konnte auch gar nicht mehr alleine sein. Ein Ding der Unmöglichkeit als Frau, die mitten im Leben steht mit zwei Kindern, Mann, Hund und Selbständigkeit!
Mit Hilfe meiner lieben Familie und Freunden schaffte ich die Tage, doch als Ende 2019 die Magenschmerzen immer unerträglicher wurden und die nächste Magenspiegelung wieder wenig Befund brachte, war ich mit meinem Latein am Ende. Was kann ich denn noch essen, damit ich keine Schmerzen mehr habe?
Anfang 2020 waren die stechenden Oberbauch-Schmerzen inzwischen ununterbrochen. Tag und Nacht - außer wenn ich Mahlzeiten ausgelassen habe, aber das ging auch nicht auf Dauer, weil ich schließlich nicht weiter an Gewicht verlieren wollte. Neu hinzu kam plötzlich ein „Bollen“ in meinem Bauch, der mir immer häufiger für eine Millisekunde alle Lichter ausgeschaltet hat. Es kam unwillkürlich. Als meine Hausärztin das sah, traute sie ihren Augen nicht. Im Ultraschall stellte sie fest, dass ich eine Magenmotilitätsstörung hätte – sprich, dass sich mein Magen nicht mehr oder nur langsam leert. Eine Therapie dafür gäbe es nicht. Mein Leidensdruck wurde immer höher und ich machte Tests auf sämtliche Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten, auch auf Gluten, Fructose, Lactulose und Sibo Dünndarmfehlbesiedelung. Alle Befunde waren negativ. Schließlich begann die Zeit von Corona und die Arztbesuche waren nicht mehr weiter möglich. Ich konnte kaum noch essen oder schlafen. Meine Hausärztin schickte mich zum MRT – auch dieser ohne Befund!
Ende März 2020 musste ich nach dem Frühstück (mein Essen bestand damals fast ausschließlich aus Gemüse und Reis) erbrechen. Am Abend ein weiteres Mal. Dann kam sehr hohes Fieber dazu. Und zur Krönung die heftigsten Gliederschmerzen meines Lebens. Der Verdacht auf COVID-19 war groß. Nachdem das Fieber auch am 5. Tag nicht runter ging, wurde ich mit 40,7 Grad ins Krankenhaus eingeliefert.

Krankenhaus

Im Krankenhaus am Tag der Einlieferung am 4.4.2020



Von der Corona Ambulanz direkt auf die isolierte Corona Station. Fortan an den Tropf mit Paracetamol und Elektrolyten. Weder die unerträglichen Magen- und Gliederschmerzen noch das Fieber besserten sich. Es standen inzwischen alle möglichen Verdachtsdiagnosen im Raum wie z.B. Divertikulitis, aber auch Magen- oder Darmkrebs. Zum ersten Mal im Leben dachte ich, dass ich vielleicht nie mehr lebendig nachhause kommen würde. Erst nach weiteren 5 Tagen, als mein negatives COVID-19 Testergebnis kam, wurde ich endlich untersucht: Magen- und Darmspiegelung. Abführen bei hohem Fieber mit nur noch 46kg bei 1,70m auf den Rippen stellten eine enorme Herausforderung für mich dar. Beide endoskopischen Untersuchungen waren ohne Befund!

Krankenhaus

Im Krankenhaus am Tag der Entlassung



Mit der Alles-oder-Nichts-Diagnose „Reizdarm“ und dem Verdacht, doch COVID-19 gehabt zu haben, wurde ich völlig unerwartet noch am selben Tag entlassen trotz Fieber und Schmerzen. Natürlich freute ich mich, wieder zu meiner Familie zu dürfen und dass nichts Ernsthaftes gefunden wurde. Doch ich fragte mich, wie es denn nun weiter gehen solle. Vielleicht war doch alles nur psychisch bedingt? 2 Wochen später machte ich bei einem Online Darmkongress mit – meine Rettung! Als eine Kongressteilnehmerin von ihrer persönlichen Leidensgeschichte erzählte, dachte ich, sie redet 1:1 über mich. Sie erzählte, dass sie ebenfalls schon immer Allergikerin sei und unter einer Histamintoleranz leide. Wenn sie einen heftigen Schub hat, käme es vor, dass sie 2 Wochen lang die heftigsten Gliederschmerzen und extrem hohes Fieber hätte. Ich konnte nicht glauben, was sie da erzählte, schließlich bin ich ja Ernährungsberaterin und habe auch schon Klienten mit sämtlichen Intoleranzen erfolgreich behandelt. Doch bei Problemen mit Histamin brachte ich mehr Hautprobleme oder Kopfschmerzen in Verbindung, weniger den Magen-Darmbereich.

Wir verabredeten uns für ein Gespräch und alles sprach eindeutig dafür, dass ich zusätzlich zu meiner HPU an einer HIT (Histaminintoleranz) leide, was oftmals typisch ist. Da war ich quasi jahrelang betriebsblind wie man so schön sagt. Ich ernährte mich zwar außerordentlich gesund, indem ich z.B. fermentierte Lebensmittel oder Probiotika für die guten Darmbakterien zu mir nahm, reichlich Grün- oder Brennnessel-Tees trank und mein Wasser gerne mit Zitronen aufpeppte, doch das war alles andere als histaminarm. Hinzu kam, dass meine Familie und ich Italien und die italienische Küche lieben: Pasta mit Meeresfrüchten, Tomatensoße und Parmesankäse mit Rucolasalat gab es bei uns häufig im Urlaub oder wenn wir essen waren - alles extrem histaminreich! Sofort machte ich eine individuell ausgetüftelte Auslassdiät und die Schmerzen verschwunden nach und nach. Ich fütterte meinen Darm nicht weiter mit Probiotika, die auch noch einen histaminfördernden Lactobacillus hatten, kochte ausschließlich histaminarm und stellte meinen Lebensstil um. Ich bekam so viel Energie, wie ich 10 Jahre zuvor nicht mehr hatte und wurde ein neuer Mensch. Seitdem vergeht kein Tag, an dem ich nicht dankbar bin, dass ich endlich weiß, was ich habe und ich so viel Lebensqualität zurück- gewonnen habe.

Krankenhaus

Nathalie im August 2020



Nathalie Sailer-Langes im Interview mit HPUandYou: